DER BEGINN

 

Schulprojekt: „School after School“ in Radeln (Roades) in Siebenbürgen, Rumänien.

 

Das Schulprojekt beinhaltet zweimal wöchentlich eine Hausaufgaben-Betreuung im Anschluss an den Unterricht. Die Schulkinder werden in zwei Gruppen – Erst- und Zweitklässler sowie Dritt- und Viertklässler – aufgeteilt. Zuvor erhalten sie am Mittag ein ausgewogenes, warmes Essen. In ihren Familien gibt es oft nur Nahrung ohne die wichtigen Nährstoffe, die Kinder so dringend benötigen. Im Schulprojekt Radeln bekommen die Kinder alles, was sie für ihre Entwicklung brauchen. Hier erhalten sie die Chance, sich in ihrer Einzigartigkeit zu entwickeln. So können sie sich für die Zukunft festigen und insgesamt für bessere Lebensbedingungen sorgen.

 

Siebenbürgen ist die Heimat von Peter Maffay. Dort gibt es ein kleines Dorf zwischen Kronstadt und Schäßburg mit rund 300 Einwohnern, es heißt Radeln-Roades. Hier war früher die Heimat der Siebenbürgener Sachsen. Dieser Ort ist in vielfältiger Hinsicht eine wahre Perle, eingebettet in eine noch unberührte Landschaft: weite Felder, sattgrüne Wiesen mit üppig blühenden Wildblumen und Kräutern in allen Farben, Formen und vor allem mit besonderen Düften. Noch heute gibt es hier viele alte Obst-und andere wohlriechende Bäume. Tiere laufen noch frei und ohne Zäune herum. Mit anderen Worten: Es handelt sich um ein wahres Naturparadies.

 

Auch ich hatte das Glück, in einer vergleichbar schönen Natur aufwachsen zu dürfen. Deshalb werden jedes Mal viele Erinnerungen in mir wach.

 

Heute leben in Radeln kaum noch Sachsen. Die meisten von ihnen sind nach der Wende abgewandert, sodass in Radeln mittlerweile überwiegend Roma-Familien leben. Leider wurden und werden diese Menschen bis heute oft ausgegrenzt. Dies ist für mich ein Grund, gerade hier Hilfe zu leisten mit dem Ziel, dass diese Menschen in allen Gesellschaften gleichberechtigt sind.

 

Als ich meinen Freunden erzählte, dass ich nach Rumänien reise, erhielt ich die Antwort: „Dort ist es unsicher, da leben doch viele Zigeuner“. Ein Land und die dort lebenden Menschen so aus der Ferne zu beurteilen, finde ich ungerecht und inkompetent. Die Menschen, denen ich in Rumänien bisher begegnete, waren sehr aufgeschlossen, hilfsbereit und gastfreundlich.

 

Während meines Aufenthaltes erlebte ich vom ersten Tag an ihre Herzlichkeit. Ich wohnte in Viscri bei einer rumänischen Familie. Mit der Vermietung von Gästezimmern verdienen sie ihren Lebensunterhalt. Jeden Tag wurde eine leckere Mahlzeit mit frischem Gemüse aus dem eigenen Garten zubereitet. Wir führten angenehme Gespräche, Herz und Tür waren für mich geöffnet.

 

Seit 2009 ist die Peter Maffay Stiftung/Fundatia Tabaluga in Radeln aktiv. Im Juli 2011 wurde hier durch den Bau eines Ferienhauses, einem sanierten Pfarrhaus und einer historischen Kirchburg ein geschützter Ort für benachteiligte Kinder geschaffen. Auf verschiedenen Ebenen wird daran gearbeitet, dass die Kinder diesen Ort innerlich gestärkt wieder verlassen können. Dazu trägt auch die umliegende Natur bei. Bei meinen zwei Besuchen in Radeln konnte ich mich persönlich von der ebenso wichtigen wie wertvollen Arbeit der Peter-Maffay-Stiftung überzeugen.

Am 4. Juni 2013 war ich das erste Mal in Radeln...

...hier lernte ich zunächst das Schulprojekt „School after School“ kennen (siehe Berichte). Die Dorfkinder hatten sich mit bunten Bändern und kleinen, traditionellen Glöckchen geschmückt. Sie tanzten und sprühten vor Lebensfreude.

 

Seit diesem Tag habe ich immer wieder überlegt, was ich tun könnte, dieses Projekt langfristig zu unterstützen. Es waren einzig die Kinder in ihrer Begeisterung, die mein Herz berührt haben. Dann hatte ich plötzlich eine Idee:

 

Schon immer war es Menschen ein Bedürfnis, sich zu schmücken, um damit die eigene Persönlichkeit hervorzuheben und auszudrücken. Wie wäre es, wenn ich gemeinsam mit den Dorfkindern Ketten und Armbänder kreieren würde? Gesagt, getan!

 

Bei meinem nächsten Besuch der Peter Maffay Stiftung...

...am 3. August 2013 reiste ich im Rahmen der Kulturwoche und zum Tag der offenen Tür mit einem Koffer voller Perlen an. Auf einem großen Tisch verteilte ich die Vielzahl der verschiedenen farbigen Perlen. Es dauerte nicht lange, bis sich die Dorf- und Besucherkinder versammelt hatten. Mit geschickten Fingern fädelten sie die Perlen nach ihrer eigenen Fantasie auf. Es entstanden wunderschöne, einzigartige Ketten, Armbänder und sogar Ringe, mit denen sich die Kinder anschließend freudig schmückten.

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Dies steigerte ihr Selbstwertgefühl.

Plötzlich hatten sie das Gefühl …


  • … wichtig für andere und erwünscht zu sein,

  • … beachtet zu werden und angenommen zu sein.

 

Sprachprobleme gab es nicht, denn beim Kreativsein braucht es keine Sprache. Während der gemeinsam verbrachten Stunden haben wir viel voneinander gelernt. Diese freudigen, neugierigen und lachenden Kinderaugen reflektierten mir meine eigene Natürlichkeit. Solche Momente sind es, die mich erfüllen, die mein Leben zutiefst bereichern.

 

Eine besonders große Freude war es dann noch, als Peter Maffay sich zu uns an den Perlentisch setzte. In einem Gespräch mit ihm entwickelte er die Idee, das „Schmücken“ zu einem neuen Projekt zu machen. Er gab mir den entscheidenden Impuls, der mich aufforderte, weiter darüber nachzudenken.

 

Peter Maffay zeigt großen und vor allem kleinen Menschen, dass sie wichtig und etwas Besonderes sind. Gerne denke ich an diesen schönen Perlentag zurück.